| Aachen. Der
            Schock sitzt tief: Das Aachener Bildröhrenwerk Rothe
            Erde des südkoreanisch-niederländischen Konzerns
            Lucky Goldstar (LG) Philips schließt. Und zwar
            bereits Mitte 2004; 1000 Mitarbeiter verlieren ihre
            Stelle. Zudem werden einige hundert
            Arbeitsplatzverluste bei Zulieferern und
            Handwerksbetrieben der Region befürchtet. Die
            Entscheidung zur Aufgabe des Standorts fiel bereits
            Mitte November in der Konzernzentrale in Hongkong.  Bei
            der Aufsichtsratssitzung wurde betont, über die
            Maßnahme gebe es nichts mehr zu diskutieren. Für
            die Stadt Aachen ist das einer der härtesten
            Schläge der Industriegeschichte seit der Schließung
            des Hüttenwerks im Jahr 1926 an gleicher Stelle. 
             
            Während im Werk die Produktion am Dienstag
            stillgelegt wurde, die Betroffenen in kleinen Gruppen
            wütend und enttäuscht über die kurzfristige
            Schließung sprachen, gab Werksleiter Christoph Klaus
            die Gründe bekannt. Auf dem Bildröhrenmarkt seien
            die Preise rapide verfallen.  
             
            Das Aachener Werk könne dem Kostendruck nicht
            standhalten. Hinter den Kulissen wird von einem
            vorausgesagten Verlust von 15 Millionen Euro für
            2004 gesprochen. LCD- und Plasmabildschirme seien auf
            dem Fernsehmarkt auf dem Vormarsch. Diese könnten in
            Aachen nicht produziert werden.  
             
            Das Werk sei mit 1,3 Millionen Bildröhren pro Jahr
            nur noch zu 55 Prozent ausgelastet. Die Aachener
            Produktion wird laut Betriebsrat nach Tschechien
            verlagert, wo ein neues Werk gebaut wurde. Die
            Mitarbeiter sollen möglichst über eine
            Transfergesellschaft, Jobbörsen und andere
            Maßnahmen vermittelt werden. Gesucht werden
            außerdem ansiedlungswillige Unternehmen, die die
            modernen Hallen nutzen könnten. 
             
            Betriebsratsvorsitzender Ljubomir Dujkovic meinte,
            die Schließung sei eine «Tragödie für die Stadt
            und die Region». Handwerkspräsident Dieter Philipp
            nannte die Maßnahme eine Katastrophe.
            Oberbürgermeister Jürgen Linden sprach von
            «Ohnmacht und Wut gegenüber globalisierten
            Entscheidungen». 
             
            Das benachbarte LG-Philips-Glaswerk und die zu
            Philips Hamburg gehörende Glühlampenfabrik sind
            derzeit nicht betroffen. 
             
            Von unseren Redakteuren (Aachener Zeitung) Stephan
            Mohne und Matthias
            Hinrichs   (02.12.2003) 
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